Karl Friedrich Theodor Dahl (1856 – 1929) wurde in einer Bauern- und Fischerkate an der Rosenhofer Brök geboren, ein paar hundert Meter vor dem Ende des Deiches bei Rosenfelde. Aber damals gab es ja noch keinen Deich sondern nur einen Durchlass (Sperre) zum Gruber See. Zwei Jahre später erwarb sein Vater den Hof Bokhorst zwischen Dahme und Kellenhusen, wo der Knabe dann auch zur Schule ging. Man kann sich wundern wie ein Junge aus unserer Ecke an den Universitäten in Leipzig, Freiburg, Berlin und Kiel Biologie und Zoologie studieren konnte. 1887 promovierte er und wurde er Privatdozent für Zoologie an der Universität Kiel. Er unternahm Reisen in das Baltikum und war 1889 Teilnehmer der Plankton-Expedition der Alexander-von-Humboldt Stiftung teil.
1890 wanderte seine Frau Maria (1872 – 1972), ebenfalls Biologin, aus der Ukraine nach Kiel aus, wo sie sich kennen lernten. Berühmt wurde Dahl er durch eine Forschungsreise auf den Bismarck-Archipel (heutiges Neu Guinea), wo er eine umfangreiche Sammlung von Vogelbälgen, Nestern und Eiern anlegte. 1898 wurde er Kustos am Zoologischen Museum Berlin.
Sein Spezialgebiet waren Spinnen, aber auf seinen Forschungsreisen hat er sich auch viel mit anderen Tiergruppen beschäftigt was die Grundlage für sein 1925 herausgegebenes Hauptwerk die wissenschaftliche Bücherreihe “Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise“ legte. Nach seinem Tod 1929 wurde diese Buchreihe bis 1968 von seiner Frau als Herausgeberin weiter geführt. Die international anerkannte Reihe erscheint noch heute, zuletzt 2018 mit dem Band 84 über Köcherfliegen.
Dahl hatte schon 1908 den Begriff „Biotop“ geprägt, also Pflanzen und Tiere als Teile einer Lebensgemeinschaft in einem bestimmten Lebensraum betrachtet. Das war damals durchaus neu und hat zu dem internationalen Erfolg der Reihe beigetragen.
Friedrich und Maria Dahl hatten vier Kinder und ließen sich 1926 ein großes Haus an der Dahmer Steilküste bauen. Man kann verstehen wie Dahl trotz seiner vielen Reisen und akademischen Verdienste sich immer wieder zu seiner Heimat an der Ostseeküste hingezogen fühlte.
In einer Sturmflut im Eiswinter 1946 wurden ca. 9 m der Küstenlinie an dem Küstenabschnittes seines Hauses weggespült und große Teile des Hauses stürzten in die Fluten. Ich kann mich noch erinnern wie wir als Jungs in den Kellerräumen des Hauses spielten. Heute verläuft die Abbruchkante westlich des damaligen Hauses, von dem nichts mehr zu sehen ist.
Jürgen Möller, März 2021