Architekt Uwe Tychsen

Der Architekt Uwe Tychsen wurde 1933 in Kiel geboren. Schon als Einjähriger kam er als Vollwaise zu seinen Großeltern nach Dahme. Sein Opa war Uwe Heinrich Bruhn, Zimmermann in Dahme. Sein Haus am Kellenhusener Weg wurde 1904 von Karl Landschoof erbaut. Die Großeltern hatten zwei Kinder. Einen Sohn und eine Tochter, Uwes Mutter, die mit 25 Jahren an einer Blindarmentzündung in Neustadt im Krankenhaus starb. Damals war eine Blinddarmentzündung noch eine lebensgefährliche Sache. 

Ein Dahmer Junge

Sein Onkel Walter, der den Betrieb übernehmen sollte, fiel 1944 bei der Verteidigung der Landeshauptstadt Berlin. Dann kam die Frage, wie soll das hier denn weiter gehen? „Ich habe meine Schulpflicht mit 8 Jahren erfüllt“ erzählt Uwe Tychsen, „und dann fiel die Entscheidung ‚Nu mutt de Jung ierst mol wat förnunftiges liern‘, das heißt ich kam erst mal bei Opa in die Lehre als Zimmermann.“ In der Berufsschule hatte er in allen Fächern eine eins. Das war auffällig. Er hat kein Abitur gemacht. Trotzdem konnte er einige Semester studieren und war dann Ingenieur für Hochbau, so hieß das damals. Kein Architekt. Aber das war die Standardausbildung als Architekt. „Dann bin ich 1955 erstmal nach Hamburg gegangen. Da gab es ganz gute Ausbildungsmöglichkeiten, das Hamburger Bauseminar.“ An den Wochenenden war er immer in Dahme. Sein Vetter Karl-Heinz Bruhn hatte den Betrieb übernommen. Uwe musste immer die Bücher machen. Dann fing er in einem Architektenbüro in Hamburg an. Sein erster Chef verstarb frühzeitig und ein Kollege übernahm das Büro. Da Uwe aber eine ganze Reihe von Baustellen hatte, die er sozusagen mitbrachte, bekam er eine feste Anstellung.

 


Politische und gesellschaftliche Tätigkeit

Uwe Tychsen fühlt sich wie ein echter Dahmer. Er ist hier als Kind aufgewachsen und groß geworden. Sein bester Freund war Karl Heinrich Jeschke. Dessen Opa war Postbote in Dahme während des Krieges. 1945/46 hatte Uwe einen Privatlehrer zusammen mit Klaus Bock, dessen Mutter eine gute Beziehung mit diesem hatte.

Auch während seiner Zeit als Architekt in Hamburg wohnte Uwe Tychsen mit seiner Frau Ilse noch in Dahme im Haus der Großeltern. Als es dort zu eng wurde zogen sie nach Dahmeshöved. Ihre fünf Kinder hatten zum Spielen immer viel Besuch von anderen Kinder aus dem Ort. Das gefiel vielen von den Zweitwohnungsbesitzern in der Nachbarschaft nicht.

Uwe Tychsens Einsatz für Dahme begann damit, dass er alle Häuser für das Gastgeberverzeichnis durchnummerierte. Damals gab es weder Straßennamen noch Häusernummern. Nach dem Motto „Uwe mok moal“ hat er dem Ort dann auch Straßennahmen, oft nach Flurbezeichnungen, gegeben. Dahme brauchte für den Prospekt Straßennamen und –nummern. Durch die ganze Ortsplanung hatte er natürlich auch viel mit dem Bürgermeister Werner Specht zu tun.

Seine Spuren als Architekt hat er nicht zuletzt mit dem Kurmittelhaus von 1962 (Reetdachgebäude an der Seebrücke) und dem modernen und immer noch prägenden Haus des Gastes hinterlassen. Letzteres kostete 500.000 DM und wurde 1963 eingeweiht. Er war  auch in den Bau des ersten beheizten Meerwasserschwimmbades an der Ostsee involviert und erinnert sich, wie er 1967 die Gemeindevertretung nach Blekede einlud, um sich dort eine Schwimmbadanlage an der Elbe anzusehen. Die Dahmer waren begeistert.

Wichtig war auch der Einsatz Uwe Tychsens bei der Entwicklung des ersten Flächennutzungsplans der Gemeinde Ende der 60-er Jahre. Teil dieser Arbeit war auch ein Plan mit hunderten von prähistorischen Fundstätten aus der Stein- und Bronzezeit, den er dieses Jahr dem Heimat- und Kulturverein überlassen hat. Ihm ist es zu verdanken, dass Kontakt mit dem Landesamt für Vor- und Frühgeschichte aufgenommen wurde, als der Wittenwiewerbarg eingeebnet werden sollte.

Selbst war er bei den Freien Demokraten politisch tätig und kann sich noch sehr gut daran erinnern, wie sie damals die DWG, die Dahmer Wählergemeinschaft, gründeten. 1968 wurde er Kreisvorsitzender der FDP. Damals waren Ilse und er schon 10 Jahre lang immer nach Dänemark  gefahren, waren der Sprache mächtig und hatten ein gutes Kontaktnetz zu lokalen Politikern.

 

Uwe Tychsen fand es nicht in Ordnung, dass in Schleswig-Holstein immer so getan wurde, als gäbe es überhaupt keinen dänischen Zusammenhang. Das wurde vollkommen ausgeblendet. Die deutsche Geschichte fängt aber erst 1867 an. Davor gehörten wir über 400 Jahre einem dänischen König. So kam es  zu einem Kontakt mit dem stellvertretenden Bürgermeister in Nysted. Der war begeistert von der Idee einer Städtefreundschaft. Die Dahmer waren ebenfalls begeistert. Dann fanden Freundschaftsspiele der Fußballer statt, und 1968 wurde der Patenschaftsvertrag unterzeichnet.  Ein Problem war, dass die Dänen alle ganz gut Deutsch sprachen und die Deutschen kein Dänisch konnten. Da musste was geändert werden. „Uwe besorg uns mal einen Dänischlehrer.“ Uwe führte also in der Volkshochschule Dahme einen Dänischkurs durch, mit selbst zusammengebasteltem Material auf der Basis eines Kurses des NDR-Studios Flensburg.

Es gab einen ganz aktiven Kulturverein in Nysted, dem nach der Auflösung der Gemeinde Nysted das ganze Rathaus zur Verfügung stand, der die Partnerschaft mit Dahme auch nach der Auflösung der Gemeinde Nysted weiter unterhielt. Diese Aktivitäten hängen wie immer vom Engagement Einzelner ab. Wenn es die dann nicht mehr gibt, schläft die Verbindung auch ein.

Uwe hat 25 Jahre lang die deutsch-dänische Gesellschaft geleitet und ist auch heute noch Mitglied wie auch in deutschen und dänischen historischen Gesellschaften und Arbeitsgruppen. Große Verdienste hat er sich auch bei Nachforschungen zur Geschichte unseres Ortes erworben, nicht zuletzt bei der Herkunft des Namens Dahme.

 

 

1973 zogen Ilse und Uwe Tychsen nach Neustadt in das schöne Haus am Binnenwasser. Beide haben guten Kontakt zu den zahlreichen Enkeln und Urenkeln und nehmen weiterhin aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben teil. 

Dänischer Besuch bei einer der zahlreichen Kulturwochen in Dahme, die wie in der Steinzeit in einem Einbaum aus der Patengemeinde Nysted kamen.

 

Haus des Gastes entworfen von Uwe Tychsen und eingeweiht 1963 erlebt 2021 nach zehnjährigem Siechtum wieder Interesse.