Nach der großen Sturmflut 1872 waren mehr als ein Drittel aller Häuser in Dahme total verstört und ein Großteil der Übrigen beschädigt. Es begann ein großes Aufräumen und der Wiederaufbau. Nicht zuletzt durch die anwesenden Vermessungs- und Bauingenieure wurde Dahme und seine Notlage im ganzen Reich bekannt und ein Spendenstrom setzte von überall her ein. Es konnte neu gebaut werden. Der Badeort Dahme konnte entstehen. Ein neuer Deich wurde errichtet und 1879 wurde der Leuchtturm fertig gestellt.
Oben: Ausschnitt aus der Karte von der Urvermessung durch die Preußen in den Jahren 1972-1974 .
Der als Dorfstraße bezeichnete Weg ist die jetzige Seestraße, der Dorfteich (118) der jetzige Denkmalsplatz. Im Haus (112) wohnte der Fischer Theodor Langbehn. Es ist das jetzige Plön'sche Haus mit der Marke des Wasserstandes zur Zeit der Sturmflut. Der Gasthof (späteres Ostseehotel und heutiges DRK Heim) gehörte Franz Mumm, wie auch weitere Ländereien. Die Parzellen 35 und 36 wurden 1899 an H.C. Puck verkauft, der hier sein noch heute bestehendes Geschäft errichtete. Ein Bruder des Franz Mumm, Hinrich Mumm, besaß den Lindenhof (28, 29), eine Bauernstelle und Pension. Er war auch lange Zeit Bürgervorsteher in Dahme (siehe Dahmer Profile/ Geschichte der Familie Mumm).
An der Stelle der Pension Plambeck lag früher die zweiklassige Dorfschule (32) mit Schulgarten (33). Das orange eingerahmte Gebiet war auf den Bäcker und Parzellenbesitzer Adolf Tamm eingetragen. Er besaß auch noch eine Kate und einen Garten im Unterdorf (siehe unter "Projekte" Pension Schidlowski/ Haus Helene/ Haus Panorama).
Ende des 19. Jahrhunderts wurde Dahme als aufstrebender Badeort bekannt. Und 1891 packte der schon 37-jährige Bäckermeister Heinrich Olandt (*1854 +1944) aus Eutin seine Sachen und wanderte ostwärts durch die Hügellandschaft der Holsteinischen Schweiz und ließ sich in Dahme an der Ostsee nieder. Was ihn wohl getrieben hat? Welche Anziehungskraft Dahme wohl hatte?
Anscheinend hat er das alte Backhaus und den dazugehörigen Garten vom Bäcker Tamm zunächst gepachtet und dann gekauft.
Die Geschäfte entwickelten sich gut und 1905 konnte das jetzige Geschäftshaus auf dem ehemaligen Tamm'schen Garten gebaut werden.
Zwei Jahre später wurde ein neues Backhaus mit Altenteilwohnung eingeweiht, das – zusammen mit dem Geschäftshaus – immer noch das Bild des Dorfes prägt.
Dahme erlebte Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts eine äußerst dynamische Entwicklung. Das Ostseebad hatte mehr Gäste als Kellenhusen, Grömitz oder Scharbeutz. Gäste kamen überwiegend mit dem Boot aus Lübeck/Travemünde oder mit der Bahn aus Lensahn. Als dann 1911 die Dampferbrücke gebaut wurde, hatte die Familie Olandt auch schon ein erstes „Knusperhäuschen“ an der Brücke, damals noch eine Bretterbude, zur Bewirtung von an- und abreisenden Gästen.
Der Sohn Karl Olandt lernte das Konditorhandwerk und half beim Vater aus. Die Sommer über gab es ja viel zu tun in Dahme, aber im Winter heuerte er als Konditor auf den großen Ozeandampfern an und fuhr nach Südamerika und New York. Er hat darüber Tagebücher geschrieben. Darüber jedoch mehr an anderer Stelle.
Nach dem Krieg erfolgte 1920 der Anbau eines Cafés an das Geschäftshaus im Ort und 1923 konnten dann Karl OLandt und seine Frau das Geschäft übernehmen. Im gleichen Jahr entstand das Knusperhaus, ein Café direkt an der Dampferbrücke, neben der Lesehalle. Es ist das Haus, in dem heute eine Drogerie ist, neben dem Haus des Gastes. Karl war da immerhin schon 40 Jahre alt und sein Vater Heinrich 69.
Im Jahr 1951 war es Zeit für die dritte Generation Olandt im Ort. Der Laden wurde neu gestaltet und Karl-Heinz Olandt (1923 – 1997) übernahm das Geschäft. Damals wurden auch die umliegenden Dörfer mit Brot und Backwaren beliefert, von Thomsdorf und Riepsdorf auf der einen Seite des Oldenburger Grabens bis Rosenhof, Siggeneben und Fargemiel auf der anderen Seite. Zunächst erfolgten die Lieferungen noch mit Pferd und Wagen, doch bald hatte man einen Opel Rekord Caravan mit Hänger. Noch heute fährt der Wagen der Bäckerei Olandt jeden Morgen durch das Dorf und liefert frische Brötchen, direkt vor die Haustür.
1972 wurden die Bäckerei und der Ladens durch die vierte Generation, Karl-Heinz (genannt „Heiner“) Olandt (*1947), dem jetzigen Senior, übernommen. Er kannte noch seinen Großvater, den Amerikafahrer Karl. Unter Heiners Zeit wurde 1975 das Strandgeschäft an die Drogerie Woldmann, den Schwiegersohn Wieberneits, verkauft und 1988 das Café „Strandgut“ am südlichen Strand eröffnet.
00 Jahre Bäckerei Olandt, wurden im Mai 1991 mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Am 15. Dez. 2000 erfolgte der Umzug des Hauptgeschäfts quer über die Straße, in die neue Post.
Zur Zeit Heinrich Olandts musste der Bäcker mit seinem Wissen und Können auf die Schwankungen der regionalen Getreidequalitäten reagieren. Diese fachlichen Erfahrungen wurden die in der Familie Olandt über fünf Generationen weitergegeben. Seit 2010 wird das Unternehmen von Michael(*1973) und Janine Olandt erfolgreich geführt. Ein neuer Laden mit Café wurden traditionsgemäß wieder im Haupthaus eröffnet.
Wenn man sich fragt wie ein Geschäft – trotz aller Strukturwandel - mehr als 125 Jahre am Ort bestehen kann liegt die Antwort wohl in Tradition, Qualität und handwerklichem Können, Verwendung von lokalen Rohstoffen und der Anpassung an Kundenwünsche, die sowohl Bäckerei als auch Café zu einem festen Bestandsteil des Ortes gemacht haben.
Quelle: http://www.bäckerei-olandt.de/