Monumente der Bauernsteinzeit

Wie sah es hier früher aus? Erst nachdem der Eispanzer über Dahmeshöved (mehrere hundert Meter dick) abgeschmolzen war, tauchten hier die ersten Menschen auf. Es waren Rentierjäger, die den Tieren von ihren Winterlagern im Doggerland, der heutigen Nordsee, bis an die Kante des Eises folgten. Man kann also sagen, die ersten Sommergäste waren Rentierjäger.

Damals war noch so viel Wasser in den Gletschern gebunden, dass der Meerespiegel 70 – 120 m unter dem heutigen Niveau lag und man trockenen Fußes von Irland/England bis ins Baltikum wandern konnte. In dieser Tundrenlandschaft lebten nur wenige Menschen, höchstens ein paar tausend. Sie lebten hauptsächlich von der Rentierjagd und einige können bei ihren Wanderungen auch in Dahmeshöved vorbeigekommen sein. Wir haben jedoch keine archäologischen Funde, die das untermauern könnten.

Dann wurde es sehr schnell wärmer und das Eis wich weiter zurück. In unserer Gegend breiteten sich Wälder aus. Die Rentiere wanderten weiter nach Norden. Der Fischreichtum an unseren Küsten und das Standwild in den Wäldern führten dazu, dass die damaligen Jäger und Sammler mehr und mehr sesshaft wurden.

Bei dem Ausbau der Schöpfanlage in Dahme (Dahmer Schleuse) hat man Bohrungen durchgeführt und festgestellt, dass die Transgressionsgrenze, d.h. der Durchbruch von Meerwasser in den Bereich des heutigen Oldenburger Grabens, bei 14 m Tiefe liegt. Aufgrund der Muschellager in dieser Tiefe konnte man den Rückschluss ziehen, dass der Durchbruch etwa 6000 v. Chr. erfolgte und sich die Dahmer Bucht bildete. Wie Ausgrabungen bei Rosenhof, Rosenfelde und Siggeneben sowie Wangels/Dannau zeigen ist unsere Gegend seitdem durchgehend besiedelt.

Die Menschen des nördlichen Mitteleuropas und Skandinaviens hatten fast 2000 Jahre länger an einer steinzeitlichen Jägerkultur festgehalten als die weiter südlich von Ihnen lebenden Kulturen. Eine sesshafte, von der Landwirtschaft geprägte Lebensweise trat hier erstmals mit der sogenannten Trichterbecherkultur auf.

 

Trichterbecherkultur

Die Trichterbecherkultur ist eine Kultur der Jungsteinzeit, etwa 4200–2800 v. Chr. Es ist die erste vom Ackerbau geprägte Kultur der nordischen Jungsteinzeit. Sie hat ihren Namen von der typischen Keramik in Form von Trichterbechern.

Verlässliche Daten von verkohlten Speisekrusten an Keramik von Ausgrabungen beweisen dessen trichterbecherzeitliche Besiedlung. Mehr über die Ausgrabungen und Funde von Rosenhof, Siggeneben und Rosenfelde kann man im Dorfmuseum in Grube erfahren.

 

Megalithbauten als Hauptmerkmal der Bauernkulturen

Wie seit etwa 3800 v. Chr. in der Norddeutschen Tiefebene und im südlichen Skandinavien nachgewiesen, erbauten die Träger der Trichterbecherkultur zu dieser Zeit völlig neuartige Anlagen. Vorwiegend mittels großer Findlinge wurden große, teilweise begehbare Kammern errichtet, in denen ausgewählte Tote und Beigaben deponiert wurden. Die unter dem volkstümlichen Namen „Hünengräber“ (Hüne = Riese) bekannten Anlagen dienten einer Siedlungsgruppe oder einer Region als Grablege. Sie wurden über einige Generationen genutzt und dann verschlossen und mit einem Erdhügel bedeckt. Daneben sind auch Mauerkammergräber bekannt.

 

  

Für die Errichtung dieser arbeitsaufwendigen Monumentalbauten wird vielfach eine hierarchische Gesellschaftsstruktur vorausgesetzt, wie z.B. der Pyramiden in Ägypten.  Für unsere Gegend wird dagegen eine segmentäre Gesellschaft angenommen. Erdwerke und Megalithbauten waren hier Zeichen einer ausgeprägten Ritualisierung von Beziehungen zwischen Gruppen, deren Zweck in der Konfliktbeilegung bzw. -vermeidung vermutet wird.

Solche Gesellschaften bestehen aus einer Anzahl von gleichartigen und gleichrangigen Segmenten, die über sogenannte Familienverbände organisiert sind. Neben diesen auf Abstammung und Verwandtschaft basierenden Segmenten können auch Gruppen unterschiedlicher Größenordnung auf religiös-kultischer oder territorialer Grundlage (Dörfer) bestehen. Die Verschachtelung dieser Segmente gewährleistet die weitgehende Selbstregulierung von Kooperations- und Konfliktbeziehungen ohne eine dauerhafte zentrale politische Autorität. Dies ermöglicht die größtmögliche Flexibilität und Dezentralisierung der politischen Organisation. Auf diese Weise können auch größere Gesellschaften akzeptabel funktionieren, entgegen der früheren Annahme, dass nur kleine Gruppen „herrschaftslos“ sein könnten.

 

Typischerweise waren in dieser Gesellschaft die Älteren gegenüber den Jüngeren übergeordnet (Seniorität). Manche behaupten sogar sie seien matriarchalisch organisiert gewesen, zumindest war die Rolle der Frauen nur scheinbar untergeordnet. Solche Gesellschaften sind zudem meist egalitär (ohne größere soziale Unterschiede), da die dauerhafte Anhäufung von persönlichem Reichtum für einzelne Mitglieder kaum möglich war.

 

 

 

Megalithbauten waren Sakralorte. Die soziale Bedeutung der kollektiven Arbeiten muss erheblich gewesen sein. Großbauten, die nur größere und gut organisierte Menschengruppen haben errichten können, sind als Gemeinschaftsleistung zu verstehen. In jedem Fall müssen Ort und Geschehen für die Gemeinschaft aber so bedeutend gewesen sein, dass das Individuum jenen enormen Arbeitseinsatz im Kollektiv zeigte, ohne den einige Anlagen nicht denkbar wären und in diesem Sinne gelten sie auch als Monumente der Sesshaftwerdung mit teilweise überregionaler Bedeutung, da sie benachbarte Gemeinschaften auch rituell miteinander verbanden und das Land netzartig überzogen, wobei sie jeweils Sichtverbindung zueinander hatten, wie etwa die norddeutschen Megalithgräber aus dem Raum Dahmeshöved.

 

Dies sieht man sehr gut auf der Karte über die Megalithbauten um Dahmeshöved. Damals lag der Meeresspiegel noch etwa 4 m tiefer als heute. Von den in der Karte eingezeichneten Megalithbauten existiert nur noch die an der südlichen Kante des Dahmer Moors  (1). Von der an der heutigen Küstenlinie (2) existieren nur noch ein paar große Findlinge, die zur Befestigung der Küste verwendet wurden. Von den jetzt im Meer liegenden Dolmen ist zumindest der an der Ecke von Dahmeshöved (4) bei westlichen Winden und Niedrigwasser noch zu erkennen. Von den Anlagen bei Dahme ist keine mehr erhalten. Die meisten wurden schon im 19. Jahrhundert geschleift und beim Bau von Scheunen, Häusern und Straßen verwendet. So endeten viele Bauwerke, die einst als rituelle Zentren einer durch die bäuerliche Lebensweise bedingten neuen Religion dienten.

 

Die große Zahl der Megalithgräber um Dahmeshöved sind ein Zeugnis der Bedeutung dieser Gegend während der Jungsteinzeit. Die Landschaft in der die damaligen Menschen lebten ähnelte der, wie wir sie noch heute im Dahmer Moor vorfinden, Feuchtgebiete mit Wiesen und Eichenhainen und Äckern am Rande.

Bei extremem Niedrigwasser fällt das Land vor dem Weg zwischen Kellenhusen und Dahmeshöved trocken und das Meer gibt einen mehrere hundert Meter breiten Landstreifen frei. Wenn man hier spazieren geht kann man noch heute vom Bodensediment konservierte Eichenstämme finden. Man kann sich also vorstellen wie die Landschaft auf beiden Seiten des Weges ausgesehen haben mag. Leider wurden nie dendrologische Untersuchungen dieser Eichenstämme gemacht, die einen Rückschluss auf deren Alter erlauben würden.

 

Mit dem Ende der Trichterbecherkultur und dem Übergang zur Streitaxtkultur, etwa um 2800 v. Chr. verlieren sich auch die Spuren der Besiedelung Dahmeshöveds.

Verbreitung von Großsteingräbern in Nordeuropa

Steinzeitbeile, die auf den Äckern um Dahme gefunden wurden (U. Siems).

Teil eines Bernsteinamuletts dass bei der Dahmer Mole gefunden wurde.