Im Laufe der Jahrhunderte hat es viele Sturmfluten gegeben, denen die Bevölkerung von Dahme schutzlos ausgeliefert war.
Am 13. November 1872 erfaßte die Ostseeküste Schleswig-Holsteins eine schwere Sturmflut, wie es sie seit 1694 nicht mehr gegeben hatte. Vom 1. bis 10. November herrschten westliche Winde, die sich vom 6. – 9. November zu einem Sturm steigerten. Dadurch drangen gewaltige Wassermassen, aus der Nordsee, durch das Skagerak und Kattegatt , in die Ostsee. Das Wasser wurde bis in die nördliche Ostsee hin aufgestaut. Am 10. November herrschte Windstille. Am 11. November setzten Nordost-Winde ein, die am 12. November Sturmstärke erreichten. Das in der nördlichen Ostsee angestaute Wasser schwappte in Form einer gewaltigen Flutwelle zurück und an unseren Küsten stieg das Wasser gewaltig an. Am Abend des 12. November hatte das Wasser eine Besorgnis erregende Höhe vor dem Deich erreicht. Da der Sturm etwas abflaute dachte man der Höhepunkt des Hochwassers sei überschritten. Hinter dem 1868/ 1869 errichteten Deich fühlten sich die Dahmer sicher. Jedoch in der Nacht zum 13. November frischte der Sturm wieder auf und erreichte Orkanstärke mit Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h, von Schneegestöber, Gewitter und Regenschauern begleitet. Am 13. November 1872 gegen morgen erreichte die Flut vor Dahme ihren Höhepunkt. Infolge dessen türmten sich auf der Ostsee Wellen von 6 – 7 Metern Höhe, der Wasserstand stieg sehr schnell auf 3,20 bis 3,70 m über die normale Ostseewasserhöhe an, um nun mit ungeheurer Naturgewalt und starken Strömungen von Nord nach Süd am Dahmer Deich von 1868/69 entlang, diesen weg spülte und zerstörte und damit die Niederung hinter dem Deich, etwa 5000 ha Land, hoch unter Wasser setzte. Der Pegelstand war 75 cm höher als bei der Sturmflut von 1695 und 85 cm höher als bei dem höchsten Zwischenstand 1836.
Am 13. November 1872 etwa um 7.30 brach Mitten vor Dahme und in Rosenfelde der Deich, ungeheure Wassermassen und Sand stürzten in das Dorf, das ganze mittlere Dorf wurde zerstört, zwölf Menschen fanden den Tod, 10 in Dahme, einer in Grube und einer in Guttau. Laut Beerdigungsregister der Kirchengemeinde Grube ertranken 6 Mitglieder der Familie Rohr sowie die Eheleute Beberniß und Volkmeyer.
Über 20 Häuser wurden von den Fluten völlig weggerissen und weitere 40 – 50 standen als Ruinen. Bewohnbar waren nur noch 20 Häuser. 51 Familien mit 300 Köpfen waren obdachlos, sämtliches Vieh mit Ausnahme der Pferde war ertrunken, ca 350 Kühe. Der Schulleiter, dessen Wohnung ganz von den Fluten umringt war, welcher sich mit den Seinigen auf den Boden des Hauses geflüchtet hatte, sollte sich mit selbigen dadurch gerettet haben, dass er mit ihnen auf einen vorbei treibenden Heudiemen sprang und mit solchem an das Ufer trieb. Die Seefahrer Marcus Langbehn und Theodor Langbehn retteten unter Einsatz ihres Lebens u.a. den Halbhufner Reshöft und den Gastwirt B. Fick. Die Fischer Heinrich Babbe und August Langbehn sowie der Kleinkätner Detlef Hinrich Ehrig retteten unter Einsatz ihres Lebens 10 Familien aus ihren Wohnungen. Viel Vieh ertrank. Die Kadaver der Kühe, Schweine und Schafe lagen auf den umliegenden Feldern. Ein Schiff wurde von den Fluten mitten in das Dorf geworfen, ein schwedischer Schoner aus Oskarshamn kenterte am Strande und war unrettbar verloren.
Über das Dahmer Moor drang das Wasser auch von Süd nach Dahme vor. Im Dorf herrschte ein völliges Durcheinander aus Trümmern und angeschwemmten Sand.
Der Höhepunkt der Flut wurde um 10.30 Uhr erreicht und fiel dann nach 12.00 Uhr schnell ab. Am 4. Februar drang das Wasser noch einmal bis zur Dorfmitte vor. Die Gemeindeabrechnung vom Jahre 1876 trägt noch die Überschrift „Das Jahr IV nach der großen Flut“. Ohne den Deich von 1868/1869 wäre das Wasser allmählich in das Dorf gekommen und die Einwohner hätten sich und ihr Habe in Sicherheit bringen können.
Die Hochwassermarke am Plön‘schen Haus am Denkmalsplatz zeigt an, dass das Wasser hier 2,50 m über dem Erdboden stand. Auf dem Kurtland und am Wald Altenfuhre trieben die fort gerissenen Gebäudereste, Haurat, Möbelstücke und totes Vieh an.
Der Sage nach soll dort, 100 Jahre früher, anlässlich einer Sturmflut, schon einmal der Hausrat der Dahmer Bürger angespült worden sein.
Nach: Jürgen B. Landschoof, Dahme 1999, und Kurt Abraham, Jahrbuch 1972.
Die Dahmer Burganlage gehörte zu den größeren Turmhügel-Burgen, auch "Motten" genannt, die im Laufe der zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts in Holstein aufkamen und bis zum 16. Jahrhundert in Gebrauch waren.
In unmittelbarer Nähe der durch das Dorf fließenden Au, die früher noch schiffbar gewesen sein soll, wurde die Burganlage errichtet. Im sumpfigen Gelände wurden zwei ringförmige Gräben und ein Wall angelegt, sowie inder Mitte ein Erdhügel geschaffen.
Die Dahmer Anlage war im äußeren Bereich von einem Burggraben und im Süden und Westen von zwei kreisförmigen Wällen umgeben. Es ist anzunehmen, dass im Norden und Osten durch die Au und Sumpfgelände genügend Schutz vorhanden war. Der kreisrunde Turmhügel in der Mitte der Anlage, der von einem Graben umgeben war, hatte einen Durchmesser von 20 m. Seine Höhe beträgt heute noch 1,1 m. Der Graben ist stark verlandet.
Auf diesem Hügel wurde ein mehrgeschossiger Holzturm errichtet und mit einem spitz geneigten Dach versehen. Am Fuße des inneren Burgkegels muß eine Palisade 10-15 cm starken Rundhölzern gestanden haben. Es ist zu vermuten, dass vor oder auf demzweiten Wall ebenfalls eine Palisadenreihe stand.
Beim Bau der Kirche hat man im Graben Holzbalken und Bohlen gefunden, die vermutlich beim Schleifen der Burganlage in den feuchten Untergrund versunken sind und sich hier gut erhalten haben. Leider wurden diese nicht dendrologisch untersucht.
Nach: Jürgen B. Landschoof, Dahme 1999
Früher glaubte man die Wallanlage neben der evangelischen Kapelle in Dahme sei eine Gerichtsstätte gewesen, auf der Femegerichte abgehalten wurden. Nachgrabungen sind unterblieben, weil frühere Besitzer befürchteten, dass ihnen ein Unheil zustossen könnte.
In dem Hügel sollen nähmlich "de witten Wiever" - das ist in Ostholstein die Bezeichnung für die Unterirdischen - hausen, und er führt deshalb den Namen "Wittenwieverbarg".
In'n Wisch bi Dahm' liggt en lütten Barg mit'n Grab'n üm. Dor sitt' dre witt Wiever in, de en gold'n Weeg bewahr'n dot. Dat is noch gar ne veel Jahr'n her, dar hett de Meierist ehr abens ümmer en Schötel Melk hen sett, un de hebbt se denn jede Nacht utdrunken hatt. Dar hett ehr awers keener beluern dörft. En Nach nu wull de Söhn mal sehn, woans dat mit de witten Wiever is un he leggt sik achtern Knick , da is awers nüms kam'n. De Melk is an annan Morg'n nich utdrunken weß, un ok in de näch'sn Nach'n is de Melk nich anrögt wor'n. Da hett de Jung mal nagravt, wat he de goll'n Weeg ne finn'n kunn. He hett awers nix funn'n. An annan Morg'n is en Koh in Stall dot weß. En bet later gravt he nomals na, finn'nt awer wedder nix. Dar hebbt se den annan Morg'n en Perd dot in Stall hatt. Von heer het dar keen mer nasöcht, aber en Jungkerl ut de Verwandschaft hett to'n drütten Mal söcht, ahn wat to finn'n. An nächsten dag is en Mensch ut de Famili dot bleb'n. Sid de Tid hebbt se de witten Wiever inFred'n laten, und noch hüt den Dag wagt dar nüms to grab'n.
Nach: Jürgen B. Landschoof, Dahme 1999
Der Fischfang war schon seit alters her die Haupternährungs-quelle an der Küste.
Es wird berichtet, dass schon 1335 Heinrich von Dahmeshöved das Privileg zum Aalfang in Dahme besaß. 1594 werden im Einwohnerverzeichnis vonDahme vier Fischer namentlich genannt.
Die Fischerei ist ein harter Beruf, der auch von den Dahmer Fischern ihren Tribut forderte. Nicht alle kamen vom Fischfang zurück. Die Jahrhundertsturmflut vom 13. November 1872 wurde für die Dahmer Fischer zur Katastrophe. Sie verloren fast alle Fischereifahrzeuge, mit den Reusen, Netzen und den übrigen Fischereigeräten. Am schlimmsten traf es die, die auch noch ihre Wohnhäuser verloren, sie waren völlig ruiniert.
1910 fuhren ca. 60 Fischer mit ihren Booten zum Fischfang von Dahme auf die Ostsee hinaus. Am 29. Dezember 1913 wurde der Fischerverein für Dahme gegründet. Erster Vorsitzender wurde Julius Gammelin (siehe Bild links).
Die Fischerei, die in den früheren Jahren eine der wichtigsten Erwerbsquellen unseres Ortes bildete, ist seit dem ersten Weltkrieg immer weiter zurück gegenagen. 1914 fuhren von Dahme aus noch 50-60 Mann in 20 Booten auf Fischfang, darunter vier große Fischkutter, sogenannte Quatschen, die mit ihren Fang-geräten weiter auf die Ostsee hinaus, bis zu den Fischgründen um Bornholm zum Fischfang fuhren und ihre Fänge in Kiel oder Travemünde selbst an den Markt brachten. 1930 waren es nur noch 25 Mann in 10 Booten, 1934 gab es nur noch 20 Fischer. Die Erzräge waren so gering, dass Familien davon nicht lebn konnten. Während der Badesaison wurde der gefangene Fisch im Dorf verkauft. Im Winter wurden die Fänge meistens zum Altonaer Fischmarkt gesandt. Vom Fang zurück gekehrt wurden die Boote mit dem Windenbock auf Boothöltern auf den Strand gezogen. An den Netzstützen am Strand wurden nach jedem Fang die Netze zum trocknen, reinigen und zur Reparatur aufgehängt.
Im Sommer fuhren Dampfer von Lübeck nach Fehmarn, vor Dahme wurden Gäste mit Fischerbooten ausgebootet. So konnten die Fischer ihr karges Einkommen etwas aufbessern. Der Spruch der Fischer lautete:
"Dat Fischen is keen Speelkram un keen Dansmusik, Fischen dat is schwoare Arbeid un Not un Sorgen. Bit nuher hett sick noch keen Fischersmann soveel up'n Dutt kleit, dat he de letzten tein Joahr von lewen kunn."
Die im Mai 1945 einrückenden britischen Truppen zogen mit einer Zugmaschine die am Strand liegenden noch fahrbereiten Fischerboote zusammen übergossen sie mit Benzin und zündeten sie an. So manchem, der auf dem Deich stand und zuschaute, kamen die Tränen.
Ein schwerer Neubeginn für die Fischer begann in einer Zeit der absoluten Not. Da hier keine Arbeit zu finden war, fuhren 1948 wieder 40 Fischer zum Fang hinaus.
Die Fischer ließen ihre bis zu 8 m langen Boote zu einem großen Teil in Dahme bauen. Das letzte große Fischereimotorboot wurde 1949 von Heinrich Landschoof gebaut, dem langjährigen Vorsitzenden des Fischervereins.
Ein kleines altes Fischerhaus steht heute noch am Stinkbütels-gang. Es ist an die 200 Jahre alt, gehörte einmal dem Fischer Karl Kitzerau (1874) und steht heute unter Denkmalschutz.
Am 3. Oktober 1997 wurde in Dahme ein neues Wahrzeichen eingeweiht, das Fischerdenkmal vor dem Haus des Gastes. Es soll an die Dahmer Fischer erinnern.
Jürgen B. Landschoof, Dahme 1999
Heute gibt es keine Fischer mehr in Dahme. Der Fischerverein feiert aber noch jährlich seinen Fischerbudentreff.
In den alten Akten der Strandvogteien werden 1810/1811 als Erwerber von gestrandeten Schiffen genannt: Klaus Casper Hansen, Hans Jürgen Landschoof , Jürgen Heinrich Siems aus Grube sowie Friedrich Reshöft und Johannes Langbehn aus Dahme.
1810 eine englische Fregatte strandet vor Dahme. Der Kamin des Schiffes steht heute noch auf dem Hof Rosenfelde.
Weitere 40 Priesenschiffe der englischen Flotte strandeten an den deutschen Küsten.
1872 Ein schwedisches, mit Brettern beladenes Schiff, strandet bei der November Sturmflut mitten vor Dahme. Nach Ablaufen des Wassers konnte man trockenen Fusses um das Schiff herum gehen. Die Bretter der Ladung konnten von den Dahmern beim Neuaufbau der durch die Sturmflut zerstörten Häuser gut gebraucht werden.
1903 Ein russischer Schoner, mit einer adung Bretter, strandete vor Dahme. Die Mannschaft konnte gerettet werden.
1908 Die Segelyacht "Esmeralda" strandet vor Dahme. Der Eigner verkauft das gestrandete Boot an Dahmer Bürger.
1914 Vom 24. Februar - 2. März saß der Flensburger Dampfer "Express" vor Dahme fest. Er konnte durch Hilfsdampfer wieder flott gemacht werden.
1914 Der dänische Schoner "Neptun" mit einer Ladung Viehsalz strandete vor Dahmeshöved. Der Kapitän ertrank, die beiden Matrosen wurden gerettet. Schiff und Ladung gingen verloren.
1915 Die dänische Galeasse "Luna" strandet mit einer Ladung Bretter vor Dahme. Die Mannschaft wurde gerettet,
1916 am 23./24. Dezember strandet vor der Dahmer Mole ein dänischer Schoner mit einer Ladung Roheisen. Der Kapitän wurde über Bord gespült. Die beiden Matrosen konnten gerettet werden.
1919 Im November zerschellt vor Dahmeshöved ein mit Salz beladener Segler. Dahmer Fischer retten die drei Mann Besatzung.
1931 Der dänische Motorsegler "Gertrud" , auf der Fahrt von Kolding nach Lübeck, verliert im dichten Nebel die Orientierung und läuft kurz vor Dahmeshöved auf Grund. Nachdem das Schwesterschiff "Eugen" aus Helsingör vergeblich versucht hat den Kameraden flott zu machen wurde der Schleppdampfer "Jason" aus Kiel zu Hilfe gerufen. Am nächsten morgen konnte die Gertrud ihre Fahrt fort setzen.
Jürgen B. Landschoof, Dahme 1999
Schon mal was vom "Mückenstieg" gehört ? Oder dem "Kuhsenbusch" ? Das Kampland kennt ja wohl jeder. Kornhof und Lange Wiese sind Straßennamen geworden.
Welche kennst du noch?
Lade dir die Liste durch Drücken auf die Taste unten runter und schau auf den Bildern unten nach welche Ecken in Dahme welche Flurbezeichnungen tragen.
PS Die Flurbezeichnungen stammen überwiegend aus den Eintragungen in den Flurkarten der Urvermessung 1874.